19.06.2005
 
Wunderschönes Wochenende ...
Es ist Sonntag, gegen Mittag, ich bin endlich wach und verziehe mich mit Kaffee, Zigaretten und der Morgenzeitung auf den Balkon. Die Sonne scheint, ein paar Wölkchen machen das Ganze erträglich. Wie immer lege ich die Füße hoch, d.h. klemme sie gegen die Balkonbrüstung, damit ich die riesige Zeitung besser händeln kann.

Ich bin grad auf Seite 2 angekommen, da macht es *hüpf* ... *raschel* ... *plumps* und ein kleiner, roter Kater landet auf meinem Schoß, mitten auf der Zeitung. Reck und streck und gähn und schon liegt das Katertier der Länge nach in der Zeitungsritze auf meinen Beinen. Weiterlesen? Wie denn, wenn man maximal die äußere Spalte sehen kann

Notgedrungen spende ich Streicheneinheiten und unterziehe meinen roten Räuber einer eingehenden Betrachtung. Wie er da so liegt, denke ich mir, dass er doch schon ganz schön groß geworden ist! Nachdem ich mir sein Fellmuster, die Farbe seiner Schnurrhaare und Pfoten ausgiebig angeschaut habe, entschließe ich mich, mich wieder zu meiner Zeitung vorzukämpfen und ziehe die einzelnen Teile vorsichtig unter dem Plüschtiger hervor. Keine Reaktion ... prima, dann kann ich ja in Ruhe weiterlesen

Zwischen Lokal- und Sportteil (was liest man nicht alles, wenn man sich nicht bewegen kann ) spüre ich das erste Mal meine Beine - bzw. spüre, dass ich sie nicht mehr wirklich spüre, denn sie sind kurz vorm Einschlafen! Das Katerchen ist aber schon weit übers Einschlafen hinweg und insofern kommt Bewegen oder gar Beine runterstellen natürlich nicht in Frage!

Nach dem Reiseteil, der Sonntagsbeilage und dem Kulturteil überfliege ich noch den Stellenmarkt *gähn*, dann halte ich es wirklich nicht mehr aus und bringe mein linkes Bein vorsichtig in eine angenehmere Position. Der kleine rote Kopf rutscht nach unten, die Augen öffnen sich zu schmalen Schlitzen und blitzen mich an: "Was soll das????" - und mein Bein zieht sich langsam, aber wie von Geisterhand gesteuert, in die urspüngliche Lage zurück. Uff .... welch Fauxpas!

Nach einer guten Dreiviertelstunde hat mein Besetzer endlich soweit ausgeschlafen, dass er sich wieder räkeln und strecken muss und ich seine Aktivitäten nutzen kann, mich ebenfalls unauffällig zu bewegen. Aaaaahh! Das tut mal gut!

Jerez hat mittlerweile Kumpel Paulchen entdeckt, der die ganze Zeit auf dem Logenbrett gelegen hat und jetzt vor meinen Stuhl herunter gekommen ist. Paulchen putzen!!! Die Jungs legen sich gegenseitig ins Zeug und plötzlich erscheint auch Mäuschen, setzt sich einen Dreiviertelmeter daneben und schaut dem putzenden Katerpaar zu. Ob sie sich vielleicht insgeheim wünscht, auch mitmachen zu dürfen?

Ich sitze auf meinem Stuhl, durch meine Beine beginnt das Blut wieder zu zirkulieren und ich genieße mit einem warmen Gefühl im Herzen den idyllischen Anblick meiner Dreierbande